Das „Kirchlein im Grünen“ zu Alt Placht ist ein denkwürdiger Ort.
Denkwürdig, weil Slawen schon vor 1.000 Jahren hier verehrten, was ihnen heilig war. Sie gruppierten ihre Hütten um einen heiligen Ort, von dem Kraft ausging. Die Kultstätte verband sie mit der beseelten Natur und fügte sie zu einer festen Gemeinschaft zusammen.
Denkwürdig, weil diese Kirche auf dem Fundament einer katholischen Kirche errichtet worden ist. Der Vorgängerbau aus dem 13. Jahrhundert lag inmitten des Dorfes, das dann durch Krieg zerstört worden ist. Um 1700 waren es hugenottische Glaubensflüchtlinge, die für einen adligen Grundherrn lutherischer Konfession diese Kirche im Stil ihrer Heimat als Gutskapelle erbauten.
Denkwürdig, weil diese Kirche nach dem Ende der Gutsherrschaft, das war 1899, allmählich verfiel und schließlich abgerissen werden sollte, aber dann doch mit der Wende 1989/90 wieder aufgebaut werden konnte; sie ist wiedererstanden als „Kirchlein im Grünen“.
Denkwürdig, weil diese Kirche längst nicht mehr ein Ort der Macht des Grundherrn ist, dem Land und Leute gehörten, und Kirchgang Pflicht war.
Denkwürdig, weil diese Kirche umstanden ist von alten Linden, gepflanzt zu jener Zeit, als Kolumbus Amerika entdeckte.
Denkwürdig, weil von dieser Kirche spürbar eine Kraft ausgeht; sie liegt über einem Kraftfeld.
Denkwürdig, weil in dieser Kirche, wo einst die Kanzel stand, das Wort des Apostels Paulus auf einer Tafel geschrieben steht: „Das Evangelium von Christus ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben.“ (Röm 1, 16) Kirchen sind Orte der Kraft und nicht der Macht.
Horst Kasner (2008)