Das Kirchlein im Grünen in Alt Placht
Wie das gemeinsame Werk vieler engagierter Menschen aus Ost und West zu dessen wunderbarer Rettung führte
Die um 1700 errichtete ehemalige Gutskapelle von Alt Placht war seit 1970 dem Untergang geweiht. Ein Gutachten des kirchlichen Bauamtes beschied damals, „diesen Schandfleck baldmöglichst zu beseitigen“. Glücklicherweise fehlten dazu die Mittel und der Willen der Kirchengemeinde.
Aber auch im verfallenen Zustand zog das Kirchlein im Grünen viele Menschen in seinen Bann. Stellvertretend für diese Enthusiasten sollen hier gewürdigt werden:
Helmut Kliefoth – der Architekt aus Berlin (geb. 21.10.1942)
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Er war der Macher der ersten Stunde und Initiator für den Wiederaufbau.
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Bei der Suche nach Spuren seiner Vorfahren in der Uckermark sah er 1980 erstmals die verfallene Kirche in Alt Placht.
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1989 gelang es ihm, im Freundeskreis Interessenten für den Wiederaufbau des Kirchleins im Grünen zu finden.
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Anfang 1990 organisierte er erste Bestandsaufnahmen des baulichen Zustandes der Kirche und gründete eine „Interessengemeinschaft Kirche Alt Placht“.
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Als sich am 17.11.1990 der Förderverein „Zur Denkmalpflege der Kirche Alt Placht“ gründete, wurden Helmut Kliefoth zum Vorsitzenden und
Horst Kasner – der evangelische Pfarrer aus Templin (geb. 6.8.1926, gest. 2.9.2011)
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zu seinem Stellvertreter gewählt.
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Die Gründungsmitglieder Gerhard Stechbart (damaliger Pfarrer von Lychen) und Dr. Christina und Dr. Rainer Gold gehören bis heute dem Förderverein an.
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Horst Kasner war schon seit den 60er Jahren oft mit Mitgliedern der Jungen Gemeinde Templin (traditionell wurde das Johannisfeuer entzündet) oder der Familie und Freunden zur Kirchenruine Alt Placht „gepilgert“.
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Nach dem Rücktritt von Helmut Kliefoth war Horst Kasner seit dem 15.02.1997 bis zu seinem Tod Vorsitzender des Fördervereins.
Mit ihren vielfältigen Kompetenzen und Netzwerken ermöglichten Helmut Kliefoth und Horst Kasner in den Jahren 1991 - 96 in enger, vertrauensvoller Zusammenarbeit den gemeinsamen Wiederaufbau des Kirchleins im Grünen.
Helmut Kliefoth stellte am 10.10.1991 einen Förderantrag bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). Diese nahm daraufhin die Kirche Alt Placht in das Programm zur „Rettung der Dorfkirchen“ auf. Darauf stieß 1992 auf der Suche nach einem gefährdeten Bauobjekt beim „Durchstöbern“ dieses Programms
Dr. Henning Hoesch – der Kunsthistoriker aus Düren (geb. 21.2.1940).
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Sein Anliegen war die Erhaltung und Wiederherstellung eines aus der Einheit von Natur und Kultur gewachsenen denkmalgeschützten Baus.
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Entscheidend für seine Wahl von Alt Placht als Förderobjekt war der gleichzeitige Erhalt der vielhundertjährigen Linden in unmittelbarer Umgebung der Kirche.
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Dr. Henning Hoesch ist bis heute Mitglied des Fördervereins.
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Durch seine großzügige Spende konnte
Knut Arnold – der Zimmermann aus Hessen (geb. 4.4.1959) - zusammen mit u.a. Anton Franz und Zimmerleuten der Fa. Bohm aus Hardenbeck in den Jahren 1993/94 die Kirche wieder „aufbauen“.
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Von 1981-86 war Knut Arnold auf Wanderschaft gewesen, danach Meisterschüler in Hamburg.
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In der Wendezeit arbeitete er in Potsdam; dort erfuhr er vom kühnen Projekt in Alt Placht.
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Am 27.5.1994 konnte das Richtfest gefeiert werden.
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Bis heute ist Knut Arnold dem Kirchlein im Grünen engagiert verbunden.
Die Lehmausfachung und der Verputz wurden unter fachlicher Anleitung der Lehmbaufirma Waldemar Eider (Rheinland-Pfalz) und Katrin Panhorst (Berlin) von freiwilligen Helfern aus nah und fern bewältigt.
So konnte am 02. Oktober 1994 das Erntedankfest als erster Gottesdienst in der wiedererstandenen Kirche Alt Placht gefeiert werden.
Von 1993 – 1999 waren vor allem fleißige und tatkräftige Frauen aus der Region in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) auf dem Gelände (z.B. Errichten der Lesesteinmauer) und in der Kirche beschäftigt. Zwei von ihnen , Martina Kanthak und Renate Plüschka, gehören jetzt zu den Landfrauen, die für den Imbiss zu den Veranstaltungen des Fördervereins und den Kirchenputz sorgen.
Unvergessen ist auch der leider früh verstorbene Tischlermeister Dieter Hinze aus Lychen, der u.a. die Kirchenbänke baute.
Dank an alle Ungenannten und Unbekannten, die gespendet und unterstützt haben.
Wir hoffen, dass dieser „denkwürdige Ort“, wie es Horst Kasner einst formulierte, auch weiterhin erhalten bleibt und Menschen aus nah und fern Einkehr, Ruhe, Halt und Zuversicht geben möge.